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Autor: Franziska Volland

Ich bin Franziska und lebe mit meinen beiden Söhnen und meinem Partner in Hamburg. Dort arbeite ich als Erzieherin mit Kindern im Krippenalter und unterstütze Eltern in Onlinekursen ihren Familienalltag harmonischer zu gestalten. Denn als Erzieherin und 2 -fache Mutter weiß ich genau, vor welchen Herausforderungen Eltern täglich stehen. Die alten verhaltensorientierten Erziehungsideale machen es Eltern schwer, konsequent beziehungsorientiert zu handeln und ihre eigene Prägung steht ihnen besonders in stressigen Situationen im Weg! Empathische Führung ist der Weg zu mehr Harmonie im Familienalltag, weil wir als kompetente Erwachsene vorangehen und euren Alltag aktiv gestalten anstatt nur zu reagieren.

Schulstart

Der erste bewusste Übergang im Leben deines Kindes

Für die meisten Familien ist der erste Schultag ein ganz besonderer Tag. Häufig ist der Schulstart der erste wirklich bewusste Übergang für das Kind. Und für die Eltern bedeutet es, das Kind in eine ganz neue und ungewohnte Umgebung zu geben. Im Kindergarten war doch alles so kuschelig und bekannt und die Erzieherinnen und Erzieher kannten das Kind so gut.

So ist der Übergang vom Kindergarten in die Schule oft von vielen Fragen und Unsicherheiten begleitet: Wird mein Kind sich wohlfühlen? Wird die Lehrerin oder der Lehrer nett zu meinem Kind sein? Und wird mein Kind sich schnell einleben und neue Freunde finden?

Schulstart bedeutet auch Erwartungen erfüllen zu müssen

Häufig schwingen beim Schulstart aber auch Erwartungen mit. Schreiben, Lesen und Rechnen, wird das Kind nun lernen. Fertigkeiten, die man für das ganze Leben braucht. Vielleicht ändert sich auch das Umfeld deutlich: Neue Freunde, neue Bezugspersonen. Die Lehrer und Lehrerinnen gehen nicht mehr so individuell auf das Kind ein, das Kind muss mitmachen und Ansprüchen genügen
Und nicht zuletzt erlebt sich auch das Kind selbst ganz neu: Es ist jetzt groß und wird viele neue Dinge lernen und Neues erfahren. Neue Freunde, neue Privilegien werden hinzukommen: Eine neue Entwicklungsphase beginnt.

Übergänge sind sensible Phasen

Während Kindergartenkinder noch viel in einer magischen Welt verweilen und in ihre Phantasie eintauchen, wollen Schulkinder das echte Leben erforschen. Regeln werden wichtig und Zusammenhänge mit Leidenschaft hinterfragt.

Wie immer, wenn Kinder eine Entwicklungsstufe bewältigen, wechseln sie zwischen den Welten hin und her. Mal voller Mut und Tatendrang und im nächsten Moment sicherheitsbedürftig und anschmiegsam. Angst, Mut, Zuversicht, Wut… Nicht selten gehen die Emotionen auch mal durcheinander. Auch kleine ABC-Schützen brauchen hin und wieder Unterstützung dabei ihre Gefühle und zu ordnen und vor allem einzuordnen.

So kannst du dein Kind im Schulalltag unterstützen

1. Gefühle annehmen und aussprechen

Emotionsregulation ist eine der wesentlichen Entwicklungsaufgaben von Kindern. Kleine Kinder können sich gar nicht selbst regulieren, sie brauchen immer einen liebevollen Erwachsenen, der sie auf den Arm nimmt und beruhigend mit ihnen spricht. Schulkinder haben bereits gelernt, schwierige Situationen einen Moment auszuhalten und sich sogar schon ein bisschen selbst zu beruhigen. 

Begleite die Gefühlsschwankungen und Ausbrüche weiterhin einfühlsam und zugewandt. Biete viel Körperkontakt an: Dein Kind schwankt zwischen Autonomie-und Sicherheitsbedürfnis hin und her. Das ist ganz normal. Fasse die Gefühle deines Kindes in Worte und versuche zu erkennen, was dein Kind gerade braucht. Biete Unterstützung und Begleitung an und lass dein Kind ziehen, wenn es Dinge selbst ausprobieren möchte.

2. Ermutige dein Kind seinen Weg zu gehen

Eine wichtige Fähigkeit, die Kinder im Laufe des Lebens entwickeln müssen ist die sogenannte Resilienz. Resilienz kann man auch übersetzen mit der „Widerstandsfähigkeit der Seele“. Auszuhalten, wenn man nicht mitspielen darf oder womöglich sogar geärgert wird, ist alles andere als einfach. Dann nicht zu verzweifeln und die Zuversicht nicht zu verlieren ist eine tolle Stärke. Ermutige und Bestärke wann immer sich die Gelegenheit ergibt dein Kind darin seinen Weg zu gehen. Und erinnere dein Kind daran, dass auch Hilfe anzunehmen eine großartige Stärke ist.

3. Erinnere dein Kind an seine Stärken

In einer schwierigen Situation nicht zu resignieren, sondern daran zu glauben, dass man es schon irgendwie schaffen wird, nennt man in der Psychologie  Selbstwirksamkeitserwartung. Ein sperriger Begriff, der aber enorm wichtig für dein Kind ist. Menschen, die von sich selbst denken, dass sie einer Situation gewachsen sind, sind ausdauernder bei der Bewältigung von Herausforderungen und verarbeiten belastende Gefühle müheloser und schneller.

Sprich mit deinem Kind über Situationen, die es bereits erfolgreich gemeistert hat und erinnere es so an seine Stärken und Kräfte. Dadurch unterstützt du dein Kind mutig durch den Tag zu gehen. Die Beziehung zu dir, ist für dein Kind eine wichtige Ressource. Mittlerweile hat dein Kind gelernt auch ohne dich Probleme zu bewältigen. Sprich mit deinem Kind über seinen Schulalltag und erkundige dich, wie es mit schwierigen Situationen umgegangen ist. Ob es Hilfe gebraucht hat und wo es sie bekommen hat. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind mit einer Situation überfordert ist, frag, ob es deine Hilfe möchte. So ist dein Kind gestärkt für die Herausforderungen des Grundschulalltags!

Die Autonomiephase

Zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch nach Freiheit

„Franziska, ich kann nicht mehr! Wenn ich ehrlich bin, will ich einfach mein altes Leben zurück!“ Sven sitzt zusammengekauert auf dem kleinen Kita-Stuhl und wartet auf seinen Sohn, der mal wieder nicht mit nach Hause möchte. Und das natürlich, nachdem er morgens schon nicht in die Kita wollte.

Ich drehe mich zu Sven um und lächle ihn milde an. „Ich weiß“, sage ich, „die Autonomiephase verlangt allen viel ab.“
„Ja, aber das kann doch nicht sein, dass sich alles um den tyrannischen Willen eines 2-jährigen dreht. Franziska, ich KANN NICHT MEHR! Ständig mache ich alles falsch, komme entweder zu früh oder spät, schneide Brote falsch durch, schütte Milch in die falsche Tasse. Ständig mache ich entweder zu viel oder zu wenig. Ich kann einfach nicht mehr. Meine Frustrationsgrenze ist erreicht. Ich wieß, ich wollte nie so ein Vater werden aber manchmal habe ich einfach Lust rumzuschreien und dem ganze Theater einen Riegel vorzuschieben.“

Entwicklungsphasen: Alles eine Frage der Einstellung?!

Svens Kind befindet sich in der sogenannten Autonomiephase. Früher hat man diese Entwicklungsphase weit weniger wertschätzend Trotzphase genannt. Im englischsprachigen Raum spricht man auch von den „Terrible Twos“, was auch einen Hinweis auf das Alter der Kinder gibt.
„Das Problem ist allerdings nicht dein Kind, Sven! Sondern dein Erziehungs-Mindset!“

„Mein was?“ Sven schaut mich mit großen Augen an.

„Das Erziehungs-Mindset ist die innere Haltung, die du als Vater einnimmst und die bestimmt welchen Glaubenssätzen im Bezug auf Erziehung du folgst:

  • Durch welchen „Filter“ du das Verhalten deines Kindes betrachtest
  • Welche Werte du oben auf deine Agenda schreibst
  • Und wie du letztlich auf dein Kind reagierst“

Sven schaut immer noch ungläubig: „Und was hat das genau mit dem terroristischen Verhalten von meinem Junior hier zu tun?“
„Nun ja“ sage ich. „Es gibt ein Erziehungs-Mindset, das ist besonders fies, denn es macht die Autonomiephase so anstrengend: Ich nenne es das „Service-Mindset“:
Als dein Kind ein Baby war, da hast du dich vielleicht für einen bedürfnisorientierten Umgang entschieden: Wenn dein Baby geweint hat, dann hast du es hoch genommen, getröstet, ihm etwas zu Essen gegeben oder die Windel gewechselt. So hast du das Bedürfnis deines Kindes gestillt. Sobald deine Handlung einen positiven Effekt hatte, hast du dich auch besser gefühlt.
Mit jedem Bedürfnis, das du bei deinem Baby gestillt hast, hat sich eure Bindung gefestigt. Daraus ist etwas entstanden, was man in der Entwicklungspsychologie den „Kreis der Sicherheit“ nennt: Eine sichere Eltern-Kind-Bindung oder eben auch eine tragfähige Beziehung!

Mit der Zeit wird diese Interaktion allerdings immer komplexer. Mittlerweile äußert dein Kind nicht mehr nur die elementaren Bedürfnisse, wie Müdigkeit und Hunger sondern es entwickelt zunehmend auch Wünsche.“
„Allerdings!“ sagt Sven matt.
„Ja und hier wird es spannend, denn wenn du jetzt in der inneren Haltung bleibst, dass du nur zufrieden sein darfst, wenn es dein Kind ist, dann rutschst du automatisch ins Service-Mindset, in dem du versuchst dein Kind hauptsächlich zufrieden zu stellen. Und vielleicht hast du die Erfahrung schon mal gemacht, dass es schlimmer wird, umso mehr du versuchst deinem Kind jeglichen Wunsch zu erfüllen, damit es endlich zufrieden sein möge.

Spätestens jetzt brauchst du 2 Dinge:

  • Eine klare Vorstellung davon, was dir wichtig ist und
  • einen konstruktiven Umgang mit Gefühlen (deinen eigenen und denen deines Kindes)

Umso klarer dir deine eigenen Werte und Prinzipien sind, umso leichter fällt es dir deinem Kind Klarheit und Orientierung zu bieten. Was wiederum herausforderndes Verhalten bei deinem Kind verringert. Denn ein schwieriges Verhalten von Kindern ist nicht selten die simple Frage: Wie machen wir das hier???“

Svens Augen leuchten auf: „Du meinst, mein Kind interessiert sich indirekt für meine Meinung und hat nur eine ziemlich schräge Art mir das mitzuteilen?“

„Emotional unreif würde ich es nennen“ entgegne ich, „aber ja, so kann man es sagen!“

„Und ich kann mein Kind zufriedener machen, in dem ich klarere Vorgaben mache? Das klingt unglaublich.“

„Ja, genau so ist es. Dein Kind sucht nach Sicherheit und Orientierung und du kannst ihm das durch einen klar definierten Rahmen geben. Probier’s doch einfach mal aus:

  • Stelle keine Fragen, wenn du eigentlich eine Aussage treffen möchtest: Ok, es ist Zeit zu gehen! Anstatt: Wollen wir gehen?
  • Biete deinem Kind immer nur eine kleine Auswahl an: Anstatt „such dir Socken aus der Schublade aus“, gib nur zwei oder drei zur Auswahl.
  • Gib im Alltag klare Routinen vor und halte die Abläufe möglichst immer ein, auch wenn dein Kind versucht die Regeln zu weiten. Denk dran: Dein Kind schwingt zwischen dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung. Routinen helfen sich in Übergangssituationen zurecht zu finden und etwas über die Welt zu lernen
  • Wenn dein Kind emotional auf eine Regel reagiert begleite dein Kind durch diesen Gefühlssturm. Kleine Kinder können sich noch nicht selbst beruhigen, sie brauchen dafür einen „liebevollen Erwachsenen“
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